Schulische Angebote sind wichtig, reichen aber nicht aus, um die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen abzudecken. Wir sprechen uns explizit gegen schulische Angebote in den Sommerfe-rien aus, da der der Verlust an Zeit für die schulische Qualifikation gering wiegt im Vergleich zu den sozialen Folgen der Isolation zu Hause – gerade auch für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Sie benötigen nach der langen Zeit von Verzicht und Beschränkung Freiräume und Entwicklungs-möglichkeiten wie sie z.B. die Ferienangebote der Jugendarbeit bieten. Auf Basis von Freiwilligkeit und Selbstorganisation ermöglichen diese, begleitet von ausgebildeten Jugendleiter*innen, eine Vielzahl unterschiedlicher Angebote.1 Zu den geplanten 5 Millionen Euro für schulische Sommer-ferienmaßnahmen im Nachtragshaushalt des Landes stellen wir fest:

  • Da Lehrkräfte lediglich freiwillig teilnehmen und außerschulische Träger am Konzept mitwirken sollen, gehen wir davon aus, dass diese auch das Programm durchführen sollen. Es gab dazu keinerlei Verständigung mit Jugendverbänden und -ringen, die den überwiegenden Teil der Sommeraktivitäten für Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holstein gestalten.
  • Die Maßnahmen sind kostenfrei. Ferienfreizeiten und andere Ferienangebote werden über Teilnehmer*innenbeiträge finanziert, sind seit Jahren in Schleswig-Holstein unterfinanziert und werden zum Großteil von Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit und im Urlaub organisiert und durch-geführt.
  • Auch wenn der Freizeitcharakter der schulischen Angebote betont wird, ist deutlich erkennbar, dass das Nachholen von Lernstoff und die Betreuungsbedarfe der Eltern und nicht die sozialen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen maßgeblicher Grund für die schulischen Sommer-angebote sind.
    Die Bereitstellung der Mittel allein wird keine gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder und Jugendli-chen ermöglichen. Wir stellen u.a. folgende Fragen:
  • Wer führt die Maßnahmen durch – sind dafür Ehrenamtliche vorgesehen? Wie werden diese entlohnt? Oder werden hauptamtliche Kräfte beschäftigt?
  • Wie wird sichergestellt, dass die eingesetzten Kräfte eine entsprechende Qualifikation haben?
  • Wie wird sichergestellt, dass sich keine Konkurrenzsituation zwischen (kostenfreien) schuli-schen Angeboten und (kostenpflichtigen) Angeboten der Träger der Jugendarbeit entwickelt?
  • Wie werden gleichberechtigt Angebote von freien Trägern, die nicht im Rahmen schulischer Maßnahmen tätig sein wollen, ermöglicht? Erhalten diese Maßnahmen die gleiche finanzielle Unterstützung?
  • Wie werden die Nachholbedarfe der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt, die nicht an den schulischen Angeboten teilnehmen? Wird davon ausgegangen, dass insbesondere Familien benachteiligter Kinder und Jugendlicher die Angebote nutzen werden?
  • Wie wird eine partizipative Entwicklung und Durchführung der Angebote gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen gewährleistet?
  • Wie werden die Angebote evaluiert und sichergestellt, dass nicht eine kurzfristig gestaltete Notlösung als Muster für zukünftige Jahre dient?


Wir erwarten gespannt den Prozess, der eine gemeinsame Arbeit mit außerschulischen Trägern an einem Konzept ankündigt, und sind bereit, uns dort aktiv einzubringen.


Positionierung  als PDF "Kinder und Jugendliche brauchen Ferienfreizeiten" und zu "Ferienbetreuung an Grundschulen"

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