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Mözener Gespräch mit Jugendministerin Kristin Alheit

Dialog zum Kinder- und Jugendaktionsplan

Kristin Alheit, zuständige Ministerin für Jugend, traf sich am Montag, den 1.Februar mit Vertreter_innen aus der Jugendarbeit in der Jugendbildungsstätte Haus Rothfos in Mözen/Bad Segeberg. Etwa 40 Gäste waren der Einladung des Landesjugendrings zum Gespräch mit der Ministerin über den Kinder- und Jugendaktionsplan des Landes gefolgt.

Ministerin Alheit ging einleitend darauf ein, dass mit Hilfe des ersten Kinder- und Jugendaktionsplans (2005-2015) gute Erfahrungen gemacht wurden, u.a. in den Bereichen Chancengleichheit, Kinderschutz und Partizipation. Der neue Plan solle dialogisch erarbeitet werden und neue Wege gehen. Ein Schwerpunkt liege dabei auf der Einbeziehung von Jugendlichen und ihren Sichtweisen.

Die Ministerin zeigte Verständnis für die Sorge der Jugendverbände über immer enger werdende Zeiträume für ehrenamtliches Engagement. Das Ziel solle nicht sein, alles, was mit Jugend zu tun hat, in der Schule unterzubringen. Sie unterstrich, dass außerschulische Jugendarbeit einen eigenen Stellenwert besitzt. Trotzdem sollte eine Zusammenarbeit mit Schule möglich sein; dafür sollte Jugendarbeit ein klares Verständnis der eigenen Arbeit mitbringen. Der Veränderungsprozess von Schule sei noch nicht abgeschlossen.

Friederike Baden von der Arbeitersamariterjugend schilderte ihre Schwierigkeiten, Studium und Ehrenamt zu vereinbaren. Der Landesjugendring hat bereits mehrere Möglichkeiten vorgeschlagen, wie Studierenden ehrenamtliches Engagement erleichtert werden kann, z.B. zwei prüfungsfreie Wochen parallel zu den Sommerferien. Die Hoffnung, dass die Aufhebung der Anwesenheitspflicht im neuen Hochschulgesetz einen Schritt zu einer besseren Vereinbarkeit bedeutet, teilte Ministerin Alheit nicht uneingeschränkt. Sie erklärte, dass das Thema Freiräume im Studium berücksichtigt werden soll. Alexandra Ehlers, Vorsitzende des Landesjugendrings, schlug vor: „Die Begünstigungen von an der Hochschule engagierten Student_innen sollten auch auf ehrenamtlich in der Jugendarbeit Tätige übertragen werden. Das betrifft z.B. Freistellungsmöglichkeiten sowie die Verlängerung von Regelstudienzeit und Bafög – sonst haben wir ein Ehrenamt zweiter Klasse.“ Offen zeigte sich die Ministerin, auch wenn sie darauf hinwies, nicht für Schule zuständig zu sein, auch einer Idee aus Norwegen gegenüber: Dort können sich Schüler_innen u.a. für ehrenamtliches Engagement bis zu 10 Tage im Jahr freistellen lassen.  

Im weiteren Gespräch hob Ministerin Alheit die Integration junger Geflüchteter als eine wichtige Aufgabe hervor. Es gelte zum einen, bei der Unterbringung unbegleiteter Minderjähriger die Jugendhilfestandards wieder vollständig herzustellen. Zum anderen sei es wichtig, Strukturen zu stärken, indem Gelder für hauptamtliche Stellen bereit gestellt werden, an die Ehrenamt sich andocken kann. Das Land fördert zukünftig zwei Stellen in  jeder Kommune, um ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete zu unterstützen. Die Idee  professioneller Andockstellen kann sich die Ministerin auch gut als Konzept für andere Bereiche vorstellen.

Die Ministerin versprach zu prüfen, ob die Integration junger Geflüchteter in Zusammenarbeit mit der Jugendarbeit bereits als Aufgabe für diese Stellen formuliert wurde. Die Vertreter_innen der Jugendarbeit schlugen vor, Kontakte zu den Jugendringen ins Konzept aufzunehmen, da diese gut vernetzt sind. Sie wiesen darauf hin, dass die Jugendarbeit einen hohen Beitrag zur Inklusion von jungen Geflüchteten leistet. Dies kann aber nur aufrechterhalten werden, wenn die jungen Ehrenamtlichen von hauptamtlichen Mitarbeiter_innen in der Jugendarbeit beraten, fortgebildet und unterstützt werden. Hier wünschten sie sich Unterstützung vom Land. Ziel muss sein, junge Geflüchtete selbst zu ermächtigen, z.B. indem sie eine Jugendleiter_innenausbildung erhalten und so selbst Maßnahmen durchführen und als Multiplikator_innen dienen können. Außerdem gelte es Zugangsbarrieren abzubauen. Für diese zusätzliche Aufgabe reichen aber die vorhandenen Mittel nicht aus, so dass eine Förderung für kleinere Projekte und die Einrichtung einer Koordinierungsstelle beim Landesjugendring geprüft werden sollten.

Auch die Problematik des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Veränderungen im ländlichen Raum wurden thematisiert. Wencke Ahmling vom Landjugendverband verwies darauf, dass Kinder und Jugendliche über freie, selbst gestaltbare Zeiten verfügen müssen; ein Schulweg von zweimal anderthalb Stunden am Tag sei daher nicht hinnehmbar. Ministerin Alheit erklärte dazu, dass Einrichtungen über eine gewisse Größe verfügen müssten, um ihre Qualität zu erhalten. Stadt und Land müssten in ihrer Verschiedenheit gestärkt werden, z.B. sei der Weg zu kulturellen Angeboten auf dem Land zwar weiter, aber es gäbe andere Vorteile wie die Nähe zu Natur.

Weitere Themen des Gesprächs waren Jugendbeteiligung, die internationale Jugendarbeit, Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Kinderschutz.

Auf die abschließende Frage, ob die Ministerin einen Wunsch an die Jugendverbände habe, wie sie sich einbringen sollten, antwortete Frau Alheit, dass sie auf Landesebene keine Themen vermisse. Sie regte an zu prüfen, inwieweit es auf lokaler Ebene möglich ist, noch weiter über die Grenzen des eigenen Verbandes hinauszusehen und die Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Partnern zu suchen.

Der fertige Kinder- und Jugendaktionsplan soll im Herbst 2016 vorliegen. Alexandra Ehlers, Vorsitzende des Landesjugendrings, sicherte zu, dass sich die Jugendverbände in den weiteren Prozess aktiv einbringen werden.

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